NEIN / JA.

Systemisches Arbeiten bedeutet im Kern Ausrichten auf Kompetenzen, Ressourcen und Lösungen. Aber was bedeutet in diesem Zusammenhang reif zu sein…für was, möchte man fragen – und wer oder wie entscheiden? Nach welchen Kriterien – sind die wirklich transparent? Das Selbst- und Fremdbild in der Einschätzung dieser Fragen könnte kaum unterschiedlicher sein – von außen betrachtet. Das Wort Hybris drängt sich mir auf, die Stunde der selbstermächtigten Experten – ein Gerangel, ohne oder kaum Wertschätzung in den Debatten, Strategien, Taktik, Kalkül, Kampf-Rethorik. Es wird auf den Bühnen vorgeführt, wie Politik eben funktioniert – und die Basis-Substanz wird kleiner und kleiner. Stündlich wird die Menschen-Menge größer, die sich von diesen Spielen abwenden. In der Presse ist von Ohnmachtsgefühlen bis zur Verzweiflung die Rede.

Altvordere schwören die Basis ein, an die Europäische Balance zu denken. Schwäche und Unsicherheit zeigen, ist scheinbar für die Parteiführung immer noch Schwäche – und noch lange keine (akzeptierte) Stärke. Wer Schwäche zeigt, geht unter – ist weg vom Fenster der Macht. Diese Effekte und Ängste werden beschleunigt und befeuert – viele hoffen ja nur noch, dass in den Hinterzimmern genug kluge Köpfe sitzen, die“ noch“ wissen was sie tun, was angemessen ist. Von Richtig und Falsch will ich nicht mehr sprechen.

Dabei gibt es ja genug Hoffnungsvolles, schon lange. Auch bessere Methoden um Diskurse und Debatten zu steuern, sind schon lange in der Felderprobung und haben sich bewährt. Lebendiger, energetisierender, klarer, durchdachter, gerechter, partizipativer, vielfältiger, gender…und vor allem (kaum) hierachisch organisiert, dass sind ein paar Feedback-Beschreibungen – unsere persönlichen Erfahrungen.

Wissen was wirklich wirkt – zum Wohle aller ist bestimmt das Schwierigste an der Aussage.

Konsensorientierte Verfahren – wie systemisches Konsensieren – erfordert eine ständige Überprüfung der eigen Haltung. Das Systemische drückt sich in der Grundhaltung aus, dass ich mich wirklich wirklich dafür interessieren „muss“, was der oder die Andere denkt, braucht, will…

Unsere Erfahrung zeigt: wer Jahrzehnte in der Einstellung verbracht hat, dass Mehrheiten zu organisieren – auch wenn sie noch so knapp sind – reicht, um seine eigenen Interessen durchzusetzen und sich dann um die „Verlierer“ nicht mehr zu kümmern ( denen haben wir ja unseren Willen aufgedrückt!), unterschätzt die Negativ-Wirkung dieses Phänomens. Schaut der Welt dabei zu…

Es gilt das Gesetz: Widerstand ( = Bedürfnisse ), der sich im System nicht artikulieren kann, sucht sich andere Wege.

Empathisches Zuhören will gelernt sein – braucht tägliches Training. Und:  über sich selbst hinausdenken zu können ist eine Tugend, deren Zeit wieder kommt.

Es braucht Generationen, um so etwas auf den Weg zu bringen. Ich hoffe sehr, dass wir die Zeit dafür haben…die weltweiten Veränderungen durch den Klimawandel sagen: Nein, habt ihr nicht.