Zehn Jahre Nachhaltigkeit bilden - reicht das?

Zehn Jahre Nachhaltigkeit bilden - reicht das?

Bleibt, wer schreibt? So hieß es mal, und diese Volksweisheit hat ja durchaus den Geschmack von Nachhaltigkeit, will man selbige als bewussten und aktiven Werterhalt verstehen. Als Zukunftspionierin, die dem Neuen, dem Gerade-Entstehenden das Wort redet, frage ich mich (und vermute mich dabei in guter Gesellschaft): Was bleibt denn vom Geschriebenen in der Rasanz des Wandels? Was für Texte halten nicht nur der Transformation stand, sondern befördern sie geradezu?

Beispiel: „Ein natursensibles Nachhaltigkeitsdesign muß einen alternativen Lösungsweg im Unterschied zu traditionell-technisch perfekten Design finden, was notwendige Änderungen in der Geisteshaltung bewusst einschließt. Das neue Nachhaltigkeitsdesign denkt Vernetzungen jeder Design-Auswahl auf die natürliche und kulturellen Ressourcen stets mit. Regionalidentität und Natursensibilität muß sich im Design wiederfinden.“ (Rechtschreib-/Grammatikfehler im Original, KB)

Dieser erste Absatz aus den 10 Design-Grundsätzen zur Nachhaltigkeit für das 21. Jahrhundert, für Architekten formuliert anlässlich der EXPO 2000 von William McDonough (EXPO-Architekt), der BVMW-Baubestqualitätsgütegemeinschaft ARGE Gebäudepass (sic!) sowie dem Deutschen Forum Nachhaltiger Mittelstand, gibt zahlreiche Anregungen für das Schreiben über Nachhaltigkeit. Ich will nur zwei Fragen herausgreifen:

1. Wer agiert? (Grammatisches) Subjekt und damit (semantische) Akteure dieser Sätze sind a) „ein natursensibles Nachhaltigkeitsdesign“ (Satz 1) bzw. „das neue Nachhaltigkeitsdesign“ (Satz 2) und b) „Regionalidentität und Natursensibilität“. Das sind die handelnden Subjekte. Mein Vorschlag: Lasst Menschen handeln – auch in Texten! Ich – Wir – Architektinnen und Architekten – alle, die das Nachhaltigkeitsdesign anwenden: DAS sind Akteure. Regel 1 für nachhaltiges Schreiben: Lass MENSCHEN handeln, nicht Sachen!

2. Was geschieht? Das zeigen Texte durch ihre Verben – früher: „Tu-Wörter“. Was heute betulich klingt, hat einmal schön deutlich gesagt, worum’s geht: Verben sind die Wörter, die das Handeln, Machen, Agieren abbilden. Wie sieht das in unserem Beispieltext aus? Als Verben finden sich: „muss…finden“, „einschließt“, „denkt“, „muss…sich wiederfinden“. Klingt das nach Zukunft? Es klingt eher nach Appell, nach Moral, nach Enge – am ehesten weist vielleicht noch das „denken“ auf Neues hin. Später im Text wird es besser; da ist von entwerfen, entwickeln, retten und koexistieren die Rede, von erkennen, respektieren und auf etwas bestehen. Da kommt Leben in den Text, weil starke Verben Bewegung bringen. Regel 2 für nachhaltiges Schreiben: Lass Menschen HANDELN!

Die Sprache ist unsere Freundin, auch im Zukunft-bauen.

Mit einer kleinen Schreibwerkstatt (s. Terminhinweise rechts) laden wir ZukunftsschreiberInnen im Rahmen der Aktionstage „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ ein, das Maß an frischen Texten im Deutschen zu erhöhen.  Auf Ihre Bestellung kann die Werkstatt natürlich auch größer werden.