Strassenretreat Tel AvivVom 12. bis 15. Sept. 2013 nahm ich in Tel Aviv am StrassenRetreat mit Zenpeacemaker Bernie Glassman, Rabbi Ohad Ezrachi und 20 anderen wunderbaren Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt teil. Die meisten natürlich aus Israel.

Der Weg ist bekanntlich bereits Teil des Ziels. So kam ich morgens gegen 1.30 in Tel Aviv an, mit drei Stunden Verspätung, da der Anschluss-Flieger in Istanbul nicht warten wollte. Zeit für Meditation bis zum Morgengrauen auf einer Bank im Flughafen. – Gegen 7:00 nahm ich den Zug Richtung City. Als Treffpunkt war Levinskis Park im afrikanischen Viertel vereinbart. – Auf den Stassen sieht man viele junge Menschen mit großen Gewehren. Normalität. Es gibt Kontrollen an Bahnhofhaltestellen, vor Einkaufszentren, an der Central Bus Station…

Mein Gespräch an der Passkontrolle bei der Einreise dauerte fast 10 Minuten. Sie wollten alles von mir wissen: woher, wohin, warum allein, warum nur so kurz, wen ich treffe…und nach ca 5 Minuten alles noch mal erzählen, wohl um die Stringenz meiner Geschichte einschätzen zu können. –

Gegen 8:00 traf ich auf meine Gruppe. Es war ziemlich warm und ich kannte nur Bernie Glassman. Das Unbekannte auf den Strassen von Tel Aviv. Vor Jahren war ich bereits für längere Zeit im Orient – vieles erinnerte mich an diese Zeit, war mir vertraut. Bernie Glassman ist ja bekannt für seine Strassen Retreats. Seit 16 Jahren fährt er jedes Jahr nach Auschwitz um dort Zeugnis abzulegen. Die Übung auf der Strasse zu leben, sich einzulassen auf das, was kommt, nichts zu planen, offen zu sein für alles und ziellos umherzustreifen – wo ist eine Gelegenheit aufs Klo zu gehen, wo bekomme ich Trinkwasser, wer gibt mir etwas zu essen, wenn ich bitte…wo kann ich schlafen, aus welchem Müllkontainer oder aus welchem Hinterhof kann ich mir für die Nacht eine Pappe organisieren…alles wichtige Fragen, die sich ergeben werden. Was für Gefühle kommen dabei hoch, wenn man so unterwegs ist – so wie viele Homeless Poeple, die wir trafen und deren Geschichten wir hören wollten. Viele davon kommen aus Kriegsregionen und sind zum Teil schwer traumatisiert. Die Synagoge in Levinski Park erlaubte ihnen an die Aussenwände ins Gebüsch zu scheißen – für die Frauen oft eine entwürdigende Situation, die selbstorganisierten Schutz erforderte.

Reisen dieser Art nennt man Plunge, aus der Komfortzone ins Extrem – so könnte man es übersetzen. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wieviel ich in drei Tagen sehen, erleben und lernen kann. Für meine Arbeit als Zukunftspionier sind das Schätze.